


Bild: Alena Fleischmann
Premiere:
Die Landungsbrücken / 11.-13. April 2024
Die Möwe
Weitere Termine werden angekündigt
Was passiert mit einem jungen Menschen, dem der Glaube an die individuelle Zukunftsgestaltung genommen wird? Wie kann Selbstfindung gelingen, wenn Kommunikation mit Gleichaltrigen und der erwachsenen Generation gleichermaßen unmöglich ist?
Was passiert mit einem jungen Menschen, dem der Glaube an die individuelle Zukunftsgestaltung genommen wird? Wie kann Selbstfindung gelingen, wenn Kommunikation mit Gleichaltrigen und der erwachsenen Generation gleichermaßen unmöglich ist?
Ein Gutshof an einem See in der Nähe eines gewöhnlichen Dorfes. Idyllisch, sicher, doch unglaublich eintönig. Gerade für die Jugendlichen, die mehr erleben wollen als die von ihnen vorgefundenen Routinen. Sie suchen nach der eigenen Identität und sehnen sich nach Selbstverwirklichung. Die Elterngeneration hingegen blickt auf ihr Leben zurück und ringt mit der Erkenntnis, nicht so gelebt zu haben, wie man es sich im Nachhinein wünscht. Ihre Enttäuschung darüber, dass es für einen Neuanfang womöglich zu spät ist, verschlimmert den Konflikt mit den Jüngeren noch weiter. So arbeiten sich die beiden Generationen mit ihren jeweils eigenen Bedürfnissen und Sorgen aneinander und am eigenen Schicksal ab.
Im Zentrum der Inszenierung steht der junge Künstler Treplew, für den die Kunst gleichermaßen Identitätssuche und Liebeskommunikation ist. Nach dem Scheitern einer Theateraufführung zu Beginn des Stückes muss er das Zerbrechen seines noch fragilen, jugendlichen Selbstbildes überwinden. Der Vorhang fällt und die Handlung nimmt Fahrt auf.
Die Regisseurin Melanie Schöberl inszeniert Anton Tschechows Die Möwe als Generationskonfliktstück. Die jugendlichen Figuren, ihre Lebensentscheidungen und ihr Umgang mit existenziellen Fragen rücken ins Zentrum. Schöberl wirft damit einen neuen Blick auf den Klassiker der vergeblichen Liebesmühen und der tragisch-komischen Melancholie. Der Humor wird in seiner teils kalten Absurdität sichtbar und die Beziehungen der Charaktere zu ihrem Selbst und den anderen so deutlich tragisch.
Hinweis: Dieses Stück verhandelt Depression und Selbstmord.
Cast

Larissa Rexhaus ist Nina. Die Tochter strenger Eltern ist am See aufgewachsen. Sie träumt davon, einmal Schauspielerin zu werden. Immer wieder schleicht sie sich heimlich von zu Hause weg, um die Sommerabende in Gesellschaft der Bewohner des Gutshofes verbringen zu können.

Johannes Wirth ist Treplew. Treplew wächst auf dem Gutshof bei seinem bemühten aber mittellosen Onkel Sorin auf. Seine berühmte Mutter, die Schauspielerin Arkadina, beachtet ihn wenig und besucht ihn selten. Dort widmet er sich dem Schreiben, in der Hoffnung, sich selbst zu finden und die Liebe seiner Mutter gewinnen zu können.

Stephanie Monceau ist Arkadina. Die gefeierte Schauspielerin verbringt die Sommermonate im Gutshof am See, dem zu Hause ihrer Kindheit. Dort muss sie die Begehren ihrer Familie mit den eigenen Bedürfnissen abgleichen. Ihr Bruder Sorin möchte Geld, ihr Sohn Treplew Aufmerksamkeit und Zuneigung, während sie sorgenfreie Tage mit ihrem Liebhaber, dem Schriftsteller Trigorin, verbringen möchte.

Eric Lenke ist Trigorin. Der berühmte Schriftsteller verbringt als Gast seiner Geliebten, Arkadina, den Sommer im Gutshof am See. Als Einzigen verbinden ihn weder eine gemeinsame Kindheit noch verwandtschaftliche Bande mit den anderen Bewohnern. Vielmehr dienen ihm die Menschen und Ereignisse als potentielle Inspirationen für neue Erzählungen.






Drei Fragen an die Regisseurin
Warum "Die Möwe?"
Ich habe zu „Die Möwe“ eine sehr persönliche Beziehung. Mit 14 Jahren habe ich das Stück zum ersten Mal gelesen und mich sofort mit seinen jugendlichen Hauptfiguren identifiziert. Vor allen Treplew hatte es mir angetan. Bis heute bin ich immer wieder zu „Die Möwe“ zurückgekehrt. Jedes Mal habe ich neue Aspekte und Geschichten entdeckt, die, meiner Meinung nach, erzählt werden müssen.
Am Anfang hat mich meine jugendliche Sturm- und Drang Phase an das Stück gefesselt, nun wo ich Älter bin, erkenne ich noch weitere Schichten in den Figurenkonstellationen.
In dieser Inszenierung werde ich den Fokus auf die jugendlichen Charaktere, ihre Beziehungen zueinander wie auch zu der Elterngeneration legen. Vielleicht werde ich in 10 Jahren das Stück nochmal als Regisseurin besuchen und dann die ältere Generation um Arkadina mit ihren Konflikten und Geschichten erzählen.
Tschechow bezeichnet “Die Möwe” als Komödie. Siehst Du das auch so?
Ja, das sehe ich auch so. Nur bleibt einem das Lachen oft im Halse stecken. Denn die Gemeinheiten der Charaktere sind zwar fern von aber dann eben doch nah an den eigenen Erfahrungen. Ich versuche dies in meiner Inszenierung so weit zuzuspitzen, dass einem das Lachen wehtut, wenn man sich oder erlebte Situationen wiedererkennt.
Der Humor funktioniert, weil er uns einen Spiegel vorhält und uns ein Selbstbild zeigt, das uns unangenehm berührt, aber bekannt ist und nun ans Licht tritt. Man lacht – wird sich aber gleichzeitig der Tragik in der Beziehung zu seinem eigenen Selbst und zu anderen Menschen bewusst.
Welche Rolle spielen Bewegung und Tanz für Deine Inszenierung?
Schauspiel und Tanz gehören für mich zusammen. Der Körper kann, wie Sprache, alle Gefühle ausdrücken, diese verstärken und, wenn Worte nicht mehr ausreichen, sogar völlig ersetzen. Tanz kann Dinge darstellen, die mit Worten nicht erzählbar sind.
Indem ich die Schauspieler:innen teilweise zu Tänzern:innen mache, gebe ich ihnen die Möglichkeit eine neue, körperliche Ausdrucksform zu erkunden.
In einer Szene nehme ich etwa einer Figur die Sprache und lasse nur den Körper ausdrücken, was emotional in der Figur vorgeht. Den Text, den der Charakter eigentlich sprechen sollte, lasse ich die Figur sprechen, die in dem Stück die Deutungshoheit hat. Dadurch unterstreiche ich die Machtverhältnisse und zeige, wie schwer es ist, gegen sie anzukämpfen.
